Nikolaustag, 6. Dezember: Klosterkirche der Comburg ist dem heiligen Nikolaus geweiht
Er ist bekannt wie kaum ein anderer Heiliger: Nikolaus. Zahlreiche Kirchen sind ihm geweiht, darunter auch die mächtige Klosterkirche der Großcomburg bei Schwäbisch Hall. An seinem Gedenktag am 6. Dezember haben sich viele Traditionen festgemacht, weithin populäres Brauchtum bis heute. Seit dem 16. Jahrhundert füllt „der Nikolaus“ die Teller und Stiefel der braven Kinder. Doch wer war dieser Heilige und woher stammen die Bräuche zum Nikolaustag?
BISCHOF UND NOTHELFER
Nur wenige Tatsachen sind über das Leben des heiligen Nikolaus bekannt. Fest steht, dass er im 4. Jahrhundert als Bischof in Myra tätig war, dem heutigen Demre in der Türkei. Hier vollbrachte er der Überlieferung nach viele Wunder und setzte sich für die Armen und Bedrängten ein. Die bekannteste Legende berichtet, dass Bischof Nikolaus drei arme Mädchen vor einem Schicksal als Prostituierte bewahrte: Er warf in drei aufeinanderfolgenden Nächten goldene Kugeln durch ihr Schlafzimmerfenster und machte die Mädchen damit zu attraktiven reichen Bräuten. Außerdem werden mit dem Bischof ein Kornwunder und die Errettung von Seefahrern verbunden: Daher ist er auch der Patron der Seeleute und der Bäcker. Und weil er einen toten Betrüger wieder zum Leben erweckt hat, wurde er auch der Patron der Diebe.
VOM FÜRSORGLICHEN BISCHOF ZUM STIEFELFÜLLER
Viele der Nikolausbräuche reichen bis weit ins Mittelalter zurück. Dass in der Nacht zum 6. Dezember Stiefel mit Geschenken gefüllt werden, hat seinen Ursprung in der Legende mit den goldenen Kugeln. Spätestens seit dem 17. Jahrhundert werden dem gütigen Bischof, der die Kinder beschenkt, garstige Begleiter zur Seite gestellt. Der bekannteste ist Knecht Ruprecht, der mit seiner Rute zu Anstand und Frömmigkeit mahnt. Bis zur Reformation war der Nikolaustag der Tag, an dem die Gaben in der Weihnachtszeit verteilt wurden. In den evangelischen Regionen verlegte man die Bescherung auf Heiligabend, da die protestantische Kirche keine Heiligentage feiert.
GOLDENE MITRA STATT ROTER ZIPFELMÜTZE
Dass ein amerikanischer Limonadenhersteller den heutigen Weihnachtsmann erfunden hat, ist höchstens die halbe Wahrheit. Der fröhliche alte Mann mit Rauschebart und Zipfelmütze entsteht, als im 19. Jahrhundert der Nikolaus mit seinem Gehilfen Knecht Ruprecht verschmilzt und Stiefel, Sack und Rute übernimmt. Aber traditionell wird der Nikolaus immer noch als Bischof mit Krummstab, Mitra und Messkleidung dargestellt. Gleich mehrmals findet man ihn so in der Großcomburg: Auf dem barocken Hochaltar der Klosterkirche erscheint Nikolaus als Bischof mit hoher goldener Mitra. Der Kirchenpatron hält einen Krummstab in seiner Rechten, Buch und drei Kugeln, Zeichen der Mitgiftspende, in der Linken. Eine weitere Statue des heiligen Nikolaus, die ursprünglich im Chor der Klosterkirche stand, befindet sich in der Schenkenkapelle. Gestiftet wurde sie 1418 von Abt Ehrenfried. Auch hier ist der Heilige als Bischof dargestellt, gerahmt von einer Inschrift und den Familienwappen des Stifters.
EINE LICHTERKRONE FÜR DEN NIKOLAUS: DER RADLEUCHTER
Auch das wohl kostbarste Ausstattungsstück der Klosterkirche erinnert an den heiligen Nikolaus. Der romanische Radleuchter, einer von überhaupt nur vier erhaltenen, ist nach seinem Stifter Hartwig benannt. Er beeindruckt mit seinen großen Maßen: 48 Kerzen haben auf dem 16 Meter umfassenden Metallkunstwerk Platz. Die zwölf Türme sind knapp einen Meter hoch. Bis ins Kleinste hat der Künstler den Leuchter vor 900 Jahren ausgearbeitet. Die umlaufende lateinische Inschrift erklärt genau, wofür der Leuchter gedacht war: als Nachbildung des Paradieses auf Erden. „Wer nun immer diesen Leuchter, welcher also den Vater Nikolaus und seine himmlischen Brüder zur Schau stellt, besucht, der wird dadurch verdienen, auch mit in solchen Bau eingebaut zu werden.“ Wer also an den heiligen Nikolaus glaubt und ihn in sein Gebet in der Comburg einschließt, hat einen Platz im himmlischen Jerusalem, dem Paradies, sicher. Noch heute erstrahlt der Radleuchter zu hohen Festtagen.
SERVICE UND INFORMATION
Im Winter ist Kloster Großcomburg nach Voranmeldung zu besichtigen. Die Klosterkirche ist außerdem zu den Gottesdiensten an Nikolaus, Heiligabend und Silvester zugänglich. Am 6.12. findet ein Familiengottesdienst statt (16.30 Uhr), am 24. 12. beginnt die Christmette um 22 Uhr, am 31.12. beginnt der Gottesdienst um 18 Uhr. Spektakulärer Anblick bei den Gottesdiensten an Heiligabend und Silvester: Der mittelalterliche Radleuchter ist in Betrieb und seine kostbaren Reliefs und Emailtafeln funkeln im Licht der Kerzen.
Kloster Großcomburg
Comburg 5
74523 Schwäbisch Hall
Telefon +49 (0)7 91.93 81 85
Donnerstag, 26. November 2015
Kloster Großcomburg, Schwäbisch Hall |
Allgemeines
DIE STIFTSKIRCHE ST. NIKOLAUS
Er ist bekannt wie kaum ein anderer Heiliger: Nikolaus. Zahlreiche Kirchen sind ihm geweiht, darunter auch die mächtige Klosterkirche der Großcomburg bei Schwäbisch Hall. An seinem Gedenktag am 6. Dezember haben sich viele Traditionen festgemacht, weithin populäres Brauchtum bis heute. Seit dem 16. Jahrhundert füllt „der Nikolaus“ die Teller und Stiefel der braven Kinder. Doch wer war dieser Heilige und woher stammen die Bräuche zum Nikolaustag?